Ende August des letzten Jahres verlor eine Frau im Wasser des Waldbades ihren wertvollen Ehering. Ein trauriger Verlust, den sie verzweifelt dem Waldbadbetreiber Lutz Büttner meldete. Dieser konnte helfen, er verständigte Steven Kutzbach aus Berlin, der mit „Ringjäger“ eine Firma zur Wiederauffindung verlorener Dinge gegründet hatte. Mit der Wiederauffindung des Eheringes endete die Geschichte für die Frau glücklich, Steven Kutzbach konnte aber noch einen „Beifang“ entdecken. In seiner Suchschaufel fand er einen Feuerstein, den er als steinzeitliches Werkzeug erkannte. Umsichtig übergab Waldbadbetreiber Lutz Büttner diesen Fund dem Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau. Dadurch konnte diese steinzeitliche Pfeilspitze oder Messerklinge in ihren historischen Zusammenhang gestellt werden.
Oberhalb des Waldbades, im Bereich des Schenkenbuschs, auf dem westlichen Ufer des Urstromtales der Mulde siedelte in der Jungsteinzeit eine Landwirtschaft betreibende Bevölkerung, die nach der typischen Form einiger ihrer Keramikgefäße als Kugelamphorenkultur benannt ist.
Offenbar ging das Feuersteingerät einem dieser Kugelamphorenleute bei der Jagd oder der Hutung von Rindern in der Muldeaue verloren und tauchte rund 4500 Jahre später in den Kiesen des Waldbades wieder auf – somit ist Ringjäger Kutzbach der erste Mensch, der dieses schöne Stück nach vielen Jahrtausenden wieder in die Hand nehmen konnte.
Zusammen mit weiteren Funden der Kugelamphorenkultur aus der Umgebung von Dessau und umfassenden Erläuterungen wird dieser besondere Fund nun auf Initiative des Fördervereins des Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in der aktuellen Vitrine im Foyer des Museums der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zur Einweihung der Vitrine am 4. Februar 2023, 15.00 Uhr, werden auch die Herren Kutzbach und Büttner ihre Erlebnisse während der Ring- und Steinspitzenauffindung schildern. Interessenten sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.
Text und Foto: Hans-Peter Hinze, 16.01.2023
Wenn ich eine Kugelamphore dekorieren wollte, könnte ich mir kein besseres zeitgenössisches Werkzeug wünschen. Vielleicht ist es das Skalpell eines Töpfers? Die langen Schneidkanten für die Linien, die Spitze für Punkte und kleine Ornamente.
Vielen Dank für die kreativen Überlegungen zur Feuersteinspitze aus dem Waldbad. Natürlich ist es möglich, ein Gerät, das eigentlich als Geschossspitze oder Messer hergestellt wurde, auch für andere Zwecke zu nutzen. So wird sicherlich der eine oder andere jungsteinzeitliche Töpfer auch mal ein Feuersteingerät zur Verzierung seiner noch ungebrannten Keramik benutzt haben.
Mikroskopische Untersuchungen an den eingedrückten und geritzten Verzierungen der neolithischen Gefäße haben aber gezeigt, dass diese mit Hölzchen gezogen sowie mit stabilen hohlen Stängeln gedrückt wurden
Leider haben die aus organischem Material gefertigten Arbeitsgeräte der Töpfer die Jahrtausende nicht überdauert.